Okay, alle Friedhöfe können gruselig sein. Bei Nacht zumindest, wenn es im Unterholz raschelt, der Mond bizarre Schatten wirft und die Toten sich aus ihren Gräbern erheben. Wir sind uns ganz sicher, dass zumindest zwei dieser drei Dinge relativ regelmäßig vorkommen. Und zu dieser Jahreszeit vielleicht auch Nummer drei. Auf den folgenden zehn Totenäckern kannst Du Dich nicht nur zu Halloween besonders stilvoll gruseln (und natürlich der Verstorbenen gedenken).
Highgate Cemetery, London
Hier spukt der Geist von Karl Marx, was für manche Menschen sicherlich eine gruseligere Vorstellung ist als für andere. Highgate ist der nördlichste der Magnificent Seven, sieben großen Friedhöfen in London, die im 19. Jahrhundert für die schnell wachsende Stadt angelegt wurden. In bester viktorianischer Tradition gibt es hier monumentale gotische Gruften und reich verzierte Gräber. In den 70er-Jahren vermutete man, dass ein Vampir auf dem Friedhof umgeht und zwischen den verfallen und zugewucherten Gräbern sein Unwesen treibt. Mittlerweile kümmert sich ein Verein um den Friedhof und hat ihn – gegen Eintritt – wieder begehbar gemacht.
Katakomben von Paris
Die meisten Friedhöfe sind ja nur in der Dämmerung und bei Nacht so richtig unheimlich, in den Katakomben von Paris ist immer Nacht. Unter der Stadt stapeln sich die Knochen von Millionen von Parisern, die im 18. und 19. Jahrhundert hier bestattet wurden, weil auf den Friedhöfen kein Platz mehr war. Schädel und andere Knochen überdauern hier sorgfältig gestapelt den Lauf der Zeit und ein großer Teil der unterirdischen Anlagen ist noch nicht einmal kartografiert. Wer weiß, was hier unten alles wartet?!
La Recoleta, Buenos Aires
Sehr viel heller geht es in Argentinien zu. La Recoleta in Buenos Aires ist ein im klassizistischen Stil angelegter, fast dekadenter Friedhof mit riesigen Mausoleen, Marmor, Säulen und Statuen an jeder Ecke und durchgängig gepflasterten Wegen. Die prunkvolle Gestaltung wirkt unwirklich, fantastisch und auf ihre ganz eigene Weise gruselig. La Recoleta ist so unheimlich wie ein Friedhof es bei blauem Himmel und stetem Sonnenschein nur sein kann.
Alter Jüdischer Friedhof, Prag
Für Ordnungsfanatiker ist der Alte Jüdische Friedhof in Prag die Hölle. Über 12.000 Grabsteine drängen sich hier auf nur einem Hektar, fallen übereinander und kaum einer steht noch senkrecht. Man schätzt, dass hier bis zu 100.000 Menschen in teilweise zwölf übereinander liegenden Schichten begraben wurden, seit der Friedhof im 15. Jahrhundert eröffnet wurde.
Père Lachaise, Paris
Paris hat natürlich auch überirdische Friedhöfe. Und auf dem bekanntesten, Père Lachaise, kannst Du Dich so richtig romantisch gruseln. Die großzügige Parkanlage verbreitet insbesondere im Herbst und Winter eine melancholische, würdevolle Stimmung. Wenn hier Geister spuken, dann sicher sehr vornehme. Oder die der hunderten bekannten Persönlichkeiten, die hier begraben sind: Jim Morrison, Edith Piaf, Frédéric Chopin, Marcel Proust, Georges Seurat, Oscar Wilde, Maria Callas, Georges Bizet – die Liste ließe sich fortsetzen.
Zentralfriedhof, Wien
Der Wiener Zentralfriedhof ist einer der größten Friedhöfe Europas. Hier kannst Du Dich auf jeden Fall verlaufen, erst recht nach Einbruch der Dunkelheit. Die Atmosphäre hier ist schlecht zu beschreiben, so unterschiedlich sind die Abschnitte. Von der monumentalen Gräberallee bis zum überwachsenen, verfallenen und halb vergessenen Randbereich gibt es hier alles, was der Friedhofsliebhaber begehrt. Und das beste: Die Straßenbahn 71 fährt Dich direkt vor die Tür! (Was natürlich zu dem Wiener Sprichwort „Er hat den 71er genommen“ geführt hat.)
Greyfriars Kirkyard, Edinburgh
Im Jahr 1999 brach ein Obdachloser den Steinsarkophag des in Edinburgh begrabenen Schriftstellers Henry Mackenzie auf, um darin zu übernachten. Das war aus mehreren Gründen keine gute Idee, denn seitdem spukt der Mackenzie Poltergeist auf dem Greyfriars Kirkyard in Edinburgh, bringt Besuchern Schürfwunden bei, bricht ihre Finger und hat sogar das eine oder andere Leben auf dem Gewissen (falls der denn überhaupt ein solches besitzt). Nachdem ein Exorzist im Jahr 2000 die bösen Mächte identifiziert hatte, kam er einige Wochen später durch einen Herzinfarkt ums Leben. Trotz all dieser verstörenden und eindeutigen Hinweise gibt es mittlerweile nächtliche geführte Touren über den Friedhof. Vollkommen unverantwortlich!
Friedhof Ohlsdorf, Hamburg
Der Löwe, der hier das mit Efeu zugewachsene Grab des Zoodirektors Carl Hagenbeck bewacht, hat den größten Parkfriedhof der Welt zu seinem Revier. Auf 391 Hektar verteilen sich ungefähr 235.000 Grabstätten und die Gesamtzahl der hier bestatteten Menschen liegt wohl bei 1,4 Millionen. Zugegeben, so richtig gruselig ist es hier im Norden Hamburgs meist nicht, eher beschaulich. Aber das ist ja auch mal ganz angenehm. Man muss schließlich nicht auf jedem Friedhof einen Herzinfarkt bekommen.
Stadt der Toten, Kairo
Neben dem Namen ist das Gruseligste an diesem Friedhof, dass er überhaupt kein richtiger Friedhof mehr ist, sondern ein Stadtteil Kairos. 300.000 Menschen leben hier zwischen Grabanlagen aller Art. Mausoleen und Grabstätten von Sultanen und anderen Adligen drängen sich zwischen Wohnhäuser und Straßen, in denen die lebenden Menschen ihrem Alltag nachgehen. Manche Gruften und Mausoleen sind zu Häusern umfunktioniert und viele Menschen wohnen hier, um ihren Ahnen nahe zu sein. Die Stadt der Toten ist eher eine Stadt der Lebenden.
Nationalfriedhof, Arlington
Die soldatische Gleichförmigkeit ist das Unheimliche an diesem Friedhof (ebenso wie anderen Militärfriedhöfen in den USA), der gegenüber vom Lincoln Memorial in Washington, D.C. am anderen Ufer des Potomac liegt. Die unendlichen Reihen an weißen Grabsteinen sind ein respekteinflößendes Mahnmal gegen die Schrecken des Krieges, auch wenn hier natürlich nicht nur Soldaten bestattet werden, die im Einsatz gestorben sind, sondern auch Veteranen und Angehörige. Zu den etwa 400.000 Gräbern kommen so jedes Jahr knapp 7.000 dazu. An die großen Kriege, an denen die Vereinigten Staaten beteiligt waren, erinnern die „Grabmähler der Unbekannten“, in denen nicht identifizierte Soldaten des Ersten und Zweiten Weltkrieges und des Korea- und Vietnamkrieges bestattet sind.
Haben wir einen Friedhof vergessen? Lass es uns in den Kommentaren wissen! (Aber poste bitte keine allzu gruseligen Fotos, wir sind schon etwas verängstigt.)
Vielen Dank an dani0010, Tommie Hansen, Christian Haugen, Alfred Weidinger, Olivier Bruchez, Manfred Morgner, magnus.hagdorn, Benjamin Rabe, Charlie Phillips und Tim Evanson für die Bilder auf Flickr.
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